ZEIT-UMSTELLUNG
Am letzten Wochenende wurde uns Zeit geklaut! In der Nacht von Samstag auf Sonntag mussten wir die Uhr um eine Stunde vorstellen. Eine Stunde weniger Schlaf, 3600 Sekunden weniger Zeit. Diese eine Stunde hat die innere Uhr, den eigenen Rhythmus für manchen wieder einmal ganz schön durcheinandergebracht. Statistiken zeigen, dass nicht nur die Zahl der Unfälle, sondern auch der Herzinfarkte am Tag nach der Zeitumstellung im Frühjahr höher ist als an normalen 24-Stunden-Tagen. Das gleicht sich zwar im Herbst aus, muss trotzdem nicht sein. Stellt sich doch wirklich die Frage, wer diese Zeitumstellung überhaupt braucht? Nach einer Online-Umfrage 80% der EU-Bürger jedenfalls nicht. Das EU-Parlament hat Ende März 2019 mit einer großen Mehrheit für eine Abschaffung der Zeitumstellung ab dem Jahr 2021 gestimmt. Jetzt liegt es an den einzelnen EU-Staaten, die bis April dieses Jahres mitteilen sollten, ob es in Zukunft bei Winter- und Sommerzeit bleiben soll. Aber das ist wohl kaum das entscheidende Thema de Zeit!
„DIE BUNDESREGIERUNG INFORMIERT: ENDE MÄRZ WIRD DIE UHR AUF 2019 ZURÜCKGESTELLT – 2020 WURDE ABGESAGT – WIR FANGEN NOCHMAL VON VORNE AN.“ So stand es in dick gedruckten Buchstaben auf einer Karikatur. Eine gute Freundin hatte diese Anfang der letzten Woche in ihrem Status gepostet. Das ist doch mal eine kreative Idee, oder? Einfach von vorne anfangen. Dann aber ohne all das, was uns aktuell beschäftigt und belastet, also ohne Virus, ohne Shutdown, ohne Sorge und Unsicherheit. Ja, wir erleben gerade eine verrückte Zeit. Gefühlt war gestern noch alles anders. Und was morgen sein wird, das kann heute noch keiner wissen. Die Zeit der Gegenwart - eine große Herausforderung für uns alle. Keiner braucht diese Zeit, oder? Zurückdrehen, das wäre schon eine passable Lösung!
Doch leider läuft die Zeit in eine eindeutige Richtung. Die Uhr schreitet voran, Sekunde um Sekunde, Tag für Tag. Geduld ist das Gebot der Stunde. Und die Zuversicht, dass auch diese Zeit einen Sinn ergibt. Vielleicht ist das, was wir gerade erleben, im ganz wörtlichen Sinn eine Zeit-umstellung. Eine Zeit für eine ganz persönliche Frage: Wie gehe ich verantwortlich mit meiner Lebenszeit um? Eine Zeit für die Frage an die gesamte Gesellschaft: Machen wir wirklich weiter so oder ist es ernsthaft Zeit etwas umzustellen?
„Meine Zeit steht in Deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in Dir. Du gibst Geborgenheit, Du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in mir.“ Dieses Lied von Peter Strauch mag ich sehr. Und gerade in dieser Zeit habe ich Text und Melodie immer wieder im Kopf. Gottvertrauen und Zuversicht klingen in den Zeilen des Refrains an. Beides können in dieser Zeit gut gebrauchen.
Christian Bode, Pastor St. Thomas Holzminden
veröffentlicht im Täglichen Anzeiger Holzminden am Freitag, 3. April 2020