Adventskalender – 19. Dezember

Fri, 18 Dec 2020 23:00:01 +0000 von Henrike Gattermann

Glaube an den Weihnachtsmann

Ich erinnere mich noch gern an die Zeit zurück, als unsere Tochter Tanja im Frühjahr eingeschult wurde. Damals, 1988, wohnten wir noch zusammen mit meinen Eltern in Bad Münder und die Eltern meiner Frau in Alvesrode, einem Dorf bei Springe.
Unsere Tochter glaubte noch an den Weihnachtsmann und wir waren erfreut, dass
dies noch so war. Meine Mutter sagte immer: „Ihr müsst dem Kind doch die Wahrheit sagen.“ 
Aber warum denn ? Lassen wir sie doch in dem Glauben.
Beim Elternsprechtag in der Schule, es war Adventszeit, fragte die Lehrerin:“ Wer kennt jemanden, der den Weihnachtsmann spielen würde?“
Meine Frau und ich haben nicht lange überlegt und es war klar: Mein Schwiegervater würde die Rolle übernehmen. Die Lehrerin und die anderen Eltern haben zugestimmt.


Ein Kostüm wurde besorgt, ein Kartoffelsack mit Süßigkeiten gefüllt und zum vereinbarten Termin waren wir am Süntelturm. Der Süntelturm, den die Kinder nach einer kurzen Wanderung erreichen, steht im Süntel bei Bad Münder. Dort fand in einer kleinen Gaststätte die Adventsfeier statt. 

Ein Klopfen an der Tür und mit einem „Herein“ wurde die Tür geöffnet.
Ob Tanja ihren Opa wohl erkennt ? Erstaunte Kinderaugen schauten uns an.
Mein Schwiegervater spielte seine Rolle gut.
Der „Weihnachtsmann“ wurde als ihr Opa von Tanja nicht erkannt. 
Es wurden Lieder gesungen, kleine Gedichte aufgesagt und die Kinder bekamen die Süßigkeiten.
Nach ca. 30 Minuten war alles vorbei und der Weihnachtsmann ging wieder.
Wir alle waren froh und glücklich, dass es so gut abgelaufen war. Opa war von Tanja nicht erkannt worden - dachten wir.


Nachmittags haben wir uns zu Hause über den Vormittag unterhalten.
Irgendwann sagt Tanja: „Der Weihnachtsmann war doch Opa. Ich habe ihn sofort an seiner Stimme und Aussprache erkannt.“
Damit war es vorbei mit der Flunkerei. Ab sofort war klar, es gibt keinen Weihnachtsmann.

Abends im Bett sagte sie noch: „An den Weihnachtsmann zu glauben war doch
schön." „Ja," sagte ich, „der Glaube wird dir auch in Zukunft helfen."

Lektor Wolfgang Beckadolf aus Holzminden
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